Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sollten grenzenlos sein. Um einen uneingeschränkten deutsch-niederländischen Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu entwickeln, fiel jetzt im MARIKO in Leer der Startschuss für das neue Projekt „Arbeitsmarkt Nord“, an dem sich die Landkreise, Provinzen, Gemeinden sowie die Arbeitsmarkt- und Ausbildungspartner aus dem Norden beteiligen. Durch diesen breiten Schulterschluss sollen bürokratische Barrieren abgebaut werden. Gleichzeitig entsteht ein nachhaltiges Netzwerk, das der Region helfen soll, dem Mangel an Fachkräften zu begegnen. Außerdem sollen im Projekt Lösungen erarbeitet werden, damit Abschlüsse im Nachbarland problemloser anerkannt werden. Die Ems Dollart Region (EDR) ist als Lead Partner verantwortlich für die Abwicklung des Projekts. Finanziert wird das Vorhaben unter anderem mit EU-Mitteln aus dem INTERREG-Förderprogramm.
Ziel ist, dass die Grenze künftig keine Rolle mehr bei der Wahl eines Arbeits- oder Ausbildungsplatzes spielt. „Es muss selbstverständlich werden, dass die Menschen auf der Suche nach einer
Arbeits- oder Ausbildungsstelle auch über die Grenze schauen“, sagte der Leeraner Landrat und EDR-Vorsitzende Bernhard Bramlage in seiner Begrüßungsrede. Dadurch könne auch besser auf
konjunkturelle und demografische Schwankungen im Grenzgebiet reagiert werden. „Wie ich von niederländischen Kollegen aus den Provinzen und von der niederländischen Arbeitsagentur UWV gehört habe,
stehen in den Niederlanden zum Beispiel im Pflegebereich viele gut ausgebildete Arbeitsuchende bereit, die nur auf ihre Chance warten, in Deutschland zu arbeiten“, so Bramlage. Auf deutscher
Seite sei der Fachkräfte-Bedarf hingegen groß.
Bereits in den vergangenen Jahren fanden auch mit Unterstützung von EU-Mitteln erfolgreiche kleinere Maßnahmen und Initiativen zur Verbesserung des grenzübergreifenden Arbeitsmarktes im Norden
statt. Diese dienten aber eher kurzfristigen Zielen. Mit dem Projekt „Arbeitsmarkt Nord“ sollen jedoch alle Arbeitsmarkt- und Ausbildungspartner der Region nachhaltig vernetzt werden. Durch diese
strategische Bündelung und mit gemeinsamen Initiativen kann die Wettbewerbsfähigkeit der nördlichen Grenzregion langfristig gestärkt werden, sind sich die beteiligten Partner einig. Das
bekräftigte auch Herrie Caspers von der Provinz Drenthe in seiner Rede. Er war als Vertreter der drei niederländischen Provinzen zu Gast in Leer. Caspers: „Wir haben hier in der Grenzregion die
kurzen Wege, um einen gemeinsamen Arbeitsmarkt zu erschaffen. Diese kurzen Wege haben Den Haag und Berlin nicht.“
In Praxisbeispielen erfuhren die 80 Gäste der Startveranstaltung, welche Chancen der grenzübergreifende Arbeitsmarkt bietet. So berichtete Hebamme Steffi Schipper aus dem deutschen Bunde im
Gespräch mit EDR-Geschäftsführer Karel Groen über ihre Erfahrungen beim Arbeiten im Nachbarland. Sie ist inzwischen im Krankenhaus in Winschoten tätig und dort „sehr zufrieden“. Doch das Gespräch
verdeutlichte auch, welche Hindernisse noch abgebaut werden müssen. Denn der Weg zur neuen Arbeitsstelle war steinig. Die Anerkennung ihrer deutschen Diplome erforderte viel Zeit und Mühe.
Finanzielle Unterstützung für das Projekt „Arbeitsmarkt Nord“ gibt es zusätzlich zu den EU-Mitteln unter anderem von den niederländischen Provinzen Groningen, Drenthe und Fryslân, von der
Niedersächsischen Staatskanzlei sowie vom niederländischen Wirtschaftsministerium. „Der breite grenzübergreifende Schulterschluss zwischen den Arbeitsmarkt- und Ausbildungspartnern kann
Modellcharakter bekommen. Diese Kooperation bietet für unsere Region die große Chance, die Grenzen auf dem Arbeitsmarkt verschwinden zu lassen“, so Bernhard Bramlage.